Mondmission „Artemis 1“
Umfangreiche „Orion“-Tests im tieferen Weltall ein „voller Erfolg“
Start der „Orion“-Kapsel mit dem ebenfalls neuen Space Launch System am 16. November 2022 in Cape Canaveral. Fotos und Graphiken: NASA
Nach einem knapp vierwöchigen unbemannten Testflug zum Mond und weiter darüber hinaus ist die „Orion“-Kapsel der NASA planmäßig vor der kalifornischen Küste im Pazifik gelandet und dort unversehrt von der „USS Portland“ an Deck gehievt worden. Nachdem der Start aus technischen Gründen mehrfach hatte verschoben werden müssen, konnte „Orion“ am 16. November 2022 an der Spitze der neu konstruierten Trägerrakete „Space Launch System“ in den tieferen Weltraum starten.
Splash Down vor der kalifornischen Küste am 12. Dezember 2022.
Es standen umfangreiche Tests auf dem Programm. Insbesondere die Steuerungssysteme wurden auf ihre Praxistauglichkeit geprüft. So schwenkte die „Orion“ in 70.000 Kilometern Entfernung zum Erdtrabanten zunächst in eine entfernte Umlaufbahn ein, um sich der Mondoberfläche dann bis auf 130 Kilometer zu nähern. Mittels eines Swing by-Monövers nutzte das Raumfahrzeug so die Mondanziehungskraft, um Geschindigkeit für einen Ausflug in den weiteren tieferen Weltraum zu aufnehmen. Dabei entfernte die „Orion“ sich 78.714 Kilometer von der „dunklen“, der erdabgewandten Seite des Mondes. Schließlich soll das Raumschiff später auch bei bemannten Flügen zum Nachbarplaneten Mars zum Einsatz kommen. Auf dem Rückweg steuerte „Orion“ erneut eine Mondumlaufbahn an, sodass die Kapsel insgesamt sechs Tage im Mondorbit verbrachte.
Während des 25 Tage, 10 Stunden und 53 Sekunden dauernden Fluges kam es zu einer Unterbrechung des Kontaktes zur Erde. Zudem war einer von zehn Minisatelliten, die ausgesetzt wurden, defekt. Dennoch sprachen Vertreter der NASA, der europäischen Raumfahrtagentur ESA und der Weltraumagenturen anderer beteiligter Länder von einem „vollen Erfolg“. Schließlich hatten sämtliche Komponenten – so auch die von Airbus gelieferte Versorgungseinheit und der Antrieb – alle Tests weitestgehend bestanden. Besondere Aufmerksamkeit fanden dabei die Manövrierbarkeit und das Zusammenwirken der US-amerikanischen Kommandokapsel mit dem europäischen Service Modul. Auch die Zuverlässigkeit des Hitzeschildes stand im Fokus der Beobachtung. Bei der Rückkehr vom Mond tritt ein Raumfahrzeug mit circa 40.000 Stundenkilometern in die Erdatmosphäre ein, wobei es etwas zur doppelten Hitzeentwicklung und sonstigen Belastungen für Mensch und Material gegenüber einem Wiedereintritt aus dem Erdorbit kommt.
Moonikin Commander Campos in der „Orion“-Kapsel.
Bei „Artemis 1“ bestand die „Besatzung“ noch aus Helga, Zohar und Mooniki Commander Campos, drei mit Sensoren ausgestatteten Puppen. Eine der beiden „weiblichen“ Puppen trug einen Anzug zum Schutz gegen kosmische Strahlung, die andere nicht. Daraus sollen Erkenntnisse über die Strahleneinwirkung und die Möglichkeiten zum Schutz dagegen gewonnen werden. Ohnedies muss für die folgenden bemannten Missionen noch ein neuer Raumanzug entwickelt werden.
Der Name der Puppe Moonikin Commander Campos soll an Arturo Campos, einen NASA-Ingenieur, der beim Apollo-Programm eine wesentliche Rolle spielte, erinnern.
„Orion“ in der Mondumlaufbahn. Bei „Artemis 2“ sollen im Jahr 2024 Astronauten an Bord sein.
Bei den beiden nächsten Missionen im Rahmen des nach der griechischen Mondgöttin Artemis benannten Programms soll voraussichtlich im Mai 2024 eine bemannte „Orion“ den Mond umkreisen, bevor das Ziel von „Artemis 3“ die Landung auf dem Trabanten sein wird. Die NASA betont, dass zu den Crews auch eine Frau und eine nicht-weiße Person gehören sollen.
Das „Artemis“-Programm ist auf zehn Missionen und eine Dauer von zehn Jahren angelegt. In dieser Zeit sollen eine orbitale Raumstation in der Umlaufbahn („Lunar Gateway“) und eine später dauerhaft besetzte Station auf der Mondoberfläche entstehen.
Die bisher letzten Menschen auf dem Mond waren Kommandant Eugene Cernan und der Landefährenpilot Harrison Schmitt, die im Rahmen von Apollo 17 drei Tage auf dessen Oberfläche verbracht hatten. Sie starteten am 14. Dezember 1972 mit dem Landing Modul „Challenger“ zurück zur Erde. Insgesamt brachte die NASA in den Jahren 1969 bis 1972 zwölf Menschen auf die Mondoberfläche und wieder sicher zurück zur Erde.
Der bisher letzteMensch auf dem Mond: Apollo 17-Kommandant Eugene Cernan.
Jetzt planen auch die China Manned Space Agency (CMSA) und die russische Weltraumbehörde Roskosmos bemannte Flüge zum Mond, wobei Fachleute Russland derzeit wegen des Ukraine-Krieges und den daraus resultierenden Sanktionen weder die technologische noch wirtschaftliche Kraft für solche Unternehmungen zutrauen. Auch das private Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk arbeitet an einem Programm für bemannte Reisen zum Mond. Dieses Mal wird es anders, als während des Apollo-Programmes, nicht lediglich um die Ehre der vollbrachten Pionierleistungen gehen, sondern insbesondere auch um die Förderung von auf dem Mond vermuteten auf der Erde nutzbaren Rohstoffe gehen.