Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 durch Explosionen wohl dauerhaft unbrauchbar

Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 durch Explosionen wohl dauerhaft unbrauchbar

Eine der Stellen, an denen das Gas aus den Pipeline-Lecks an die Oberfläche die Oberfläche der Ostsee aufwühlt. Foto: Dänisches Verteidigungsministerium

In den beiden Gas-Pipelines Nord Stream 1 und 2 mit ingesamt vier Röhren kam es in drei davon innerhalb von Stunden zu einem starken Druckabfall. Bald schon stellte sich heraus, dass der Grund dafür vier Lecks in circa 80 Metern Tiefe nordöstlich und südöstlich von der dänischen Insel Bornholm waren, die seismologischen Aufzeichnungen zufolge auf starke Explosionen zurückzuführen sein dürften. Die Röhren seien über längere Strecken aufgerissen, wozu laut Fachleuten etwa 500 Kilogramm Sprengstoff der Stärke von TNT zur Explosion gebracht worden sein müssten. Reparaturen dürften, wenn die Pipelines mit Meerwasser geflutet seien, praktisch unmöglich sein.

Inzwischen gehen westliche Rgierungen von durch staatliche Kräfte ausgeführten Anschlägen aus. Kreml-Sprecher Dmitij Peskow schloss Sabotage ebenfalls nicht aus und betonte, dass der Fall „für den gesamten Kontinent gefährlich“ sei. Russland, das bei Vielen als Hauptverdächtiger gilt, hat eine Sitzung des UN-Weltsicherheitsrates beantragt. Laut dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ haben sich in beiden Strängen der Pipeline Nord Stream 2 jeweils etwa 135 Millionen Kubikmeter Gas befunden, in den Röhren von Nord Stream 1 etwa 190 Millionen Kubikmeter. Das ist etwa die Menge, die Deutschland an zwei Tagen verbraucht. Der Marktwert beträgt ungefähr 800 Millionen Euro.

Bei dem Gas, das aus den vier Lecks in großen Blasen ausdringt und die Oberläche der Ostsee an den entsprechenden Stellen aufwühlt, handelt es sich um Methan, das 25 mal so klimawirksam ist, wie Kohlendioxid. Wenn das Gas vollständig ausgedrungen ist und die Röhren sich komplett mit Meerwasser gefüllt haben, würde das 17 Prozent der deutschen Methan-Jahresemission ausmachen. Umgerechnet auf alle Treibhausgase wäre es etwa ein Prozent. Weil die Lecks sich in dänischen Gewässern befinden, wird die Menge bei den klimarelevanten Emissionen wohl dem skandinavischen Land angerechnet werden.

Unterwasserfauna und -flora seien, so der „Spiegel“, nur momentan in Mitleidenschaft gezogen, da Methan sich kaum im Wasser löst. Längerfristige Umweltschäden in der Ostsee seien nicht zu befürchten.

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Nachtrag vom 14. Juni 2023: Kürzlich wurde bekannt, dass der US-amerikanische Geheimdienst CIA den deutschen Bundesnachrichtendienst bereits mehrere Wochen vor dem Anschlag, den demnach ukrainische Kräfte planten, gewarnt haben soll. Inzwischen geht die schwedische Staatsanwaltschaft, die die Ermittlungen koordiniert, davon aus, im kommenden Herbst ein vorläufiges Ergebnis präsentieren zu können.

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