Großrazzia gegen „Reichsbürger“

Großrazzia gegen „Reichsbürger“

Verschwörer um Prinz Heinrich XIII Reuß sollen Umsturz geplant haben

Regimewechsel durch bewaffneten Angriff auf Bundestag – Adeliger sollte Staatsoberhaupt werden

Titelseite am 10. Dezember 2022

(7. Dez. 2022) 3.000 Polizeibeamte waren am Morgen an einer bundesweit angelegten Großrazzia, bei der 130 Objekte ins Visir genommen und 25 Personen aus der Reichsbürger-Szene verhaftet wurden. Es bestand der dringende Verdacht der Planung eines politschen Umsturzes in der Bundesrepublik Deutschland. So befand sich unter den festgenommenen Personen auch der Anführer der Gruppe, Prinz Heinrich XIII Reuß, der im Falle der Machtübernahme als Kaiser hätte eingesetzt werden sollen. Sein Jagdschloss „Waidmannsheil“ im thüringischen Bad Lobenstein war bislang offenkundig die Zentrale der Verschwörer, die mit einer Anklage wegen Gründung der rechtsextremen und mutmaßlich terroristischen Vereinigung Deutsche Union rechnen müssen.

Prinz Heinrich XIII Reuß lebte bisher als Immobilienunternehmer in Frankfurt / Main. 1989 hatte er ein iranisches Fotomodel geheiratet, mit dem der zwei Kinder hat. Die Ehe ist inzwischen geschieden worden. Nach der deutschen Wiedervereinigung investierte er immense Summen aus seinem Privatvermögen in den Versuch, Staats- wieder in Familienbesitz zu überführen. Doch er unterlag in nahezu allen Fällen.

Aus seinem familiären Umfeld hieß es nun, dass Heinrich XIII Reuß sich wohl aufgrund solcher Enttäuschungen radikalisiert habe. Von den den Bürgern und Kommunalpolitikern Ba Lobensteins soll er zuletzt als merkwürdiger Sonderling wahrgenommen worden sein. So habe er einst einen Brief an sämtliche 5.700 Einwohner der Kleinstadt geschrieben, in dem er ihnen mitteilte, dass sie keine rechtmäßigen Bürger der Bundesrepublik Deutschland seien.

Zu den verhafteten Personen gehört auch Birgit Malsack-Winkemann, die in den Jahren 2017 bis 2021 für die AfD im Deutschen Bundstag saß und anschließend wieder als Richterin einer Berliner Zivilkammer eingesetzt wurde. Da ihre Ortskenntnis innerhalb der Parlamentsgebäude für einen gewaltsamen Umsturzversuch von Nutzen gewesen wären, wurde ihr unmittelbar nach der Festnahme der Bundstags-Hausausweis für ehemalige Abgeordnete entzogen. Auch aus dem Geschäftsplan des Berliner Landgerichtes wurde sie gestrichen. In einer neuen Regierung hätte sie als Justizministerin wirken sollen.

Weiterhin wurde ein ehemaliger Bundeswehr-Offizier des Kommandos Spezialkräfte in einem Hotel im italienischen Ponte San Giovanni in polizeilichen Gewahrsam genommen; der Auslieferungsantrag läuft. Er sollte unter einem neuen Regime Oberkommandierender der Streitkräfte werden sollen. Darüber hinaus sollen sich unter den Verhafteten eine Polizistin aus Nordrhein-Westfalen, ein weiterer suspendierter Polizist und weitere Soldaten, darunter auch ein aktiver Stabsfeldwebel, befinden.

Die Umsturzplanung soll seit November 2021 konkretere Formen angenommen haben. Demnach sollte es einen bewaffneten Angriff auf den Bundestag und Festnahmen von Politikern geben. Die Reichsbürger hofften auf dadurch ausbrechende Unruhen in Deutschland, während derer sich Teile der Sicherheitskräfte mit den Umstürzlern solidarische erklären würden, sodass die Machtübernahme hätte vollzogen werden können.

Tatsächlich wurden bei der Razzia Waffen und beträchtliche Geldsummen sichergestellt.

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