Zum „Aufstand für den Frieden“ von Alice Schwarzer und Sarah Wagenknecht

Zum „Aufstand für den Frieden“ von Alice Schwarzer und Sarah Wagenknecht

Welch eine Chuzpe!

Kommentar zum „Aufstand für Frieden“ von Alice Schwarzer und Sarah Wagenknecht

Von Markus Brakel

Foto: Screenshot aus der Phoenix-Livesendung

Es ist ja an sich schon bewundernswert, was und wie sich Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer in Sachen Ukrainekrieg inszenieren. Bei ihrem „Aufstand“ in Berlin am Samstag vor der verdienten Magerkulisse von etwa 13.000 Teilnehmern (so die Schätzung der Polizei; Sarah Wagenknecht sprach von 50.000 Demonstranten – welch lächerliche Hochstapelei) habe ich mich schon bei der Ankündigung gefragt, gegen wen die beiden jeweils auf ihre Weise Verbohrten sich wohl auflehnen wollen? Mir fielen dann spontan ein: gegen den gesunden Menschenverstand, gegen die Humanität, gegen Gerechtigkeit (so es die überhaupt gibt), gegen das Recht auf Selbstbestimmung, gegen die Nach- und Nachnachkriegsordnung in Europa, gegen internationales Recht, gegen vieles mehr und vor allem: gegen die Souveränität der Ukraine.

Was ich aber wirklich bewundere, ist die Chuzpe mit der die beiden und ihre Mitstreiter*innen im Gefolge – ein bemitleidenswertes Gemisch aus Rechtsradikalen, Querspinnern und Montagsdemo-Mitläufern – mit der sinnentleerten Forderung nach „Frieden“ (den wollen wir wohl alle gern sofort) vor die Öffentlichkeit treten und eine Frau Wagenknecht auch noch behauptet, sie wolle weiteres Sterben verhindern, indem sie die Ukraine auffordert, die Waffen niederzulegen bzw. den Westen, diese nicht mehr dorthin zu liefern. Die Ukrainefarben Gelb und Blau waren auf der Trauerveranstaltung der beiden übrigens so gut wie nicht zu sehen.

Wir sind hier wieder an einem Punkt, an dem die gute Sarah ihre sozialfaschistische Vergangenheit einfach nicht leugnen kann. Dauernd faselt sie in TV-Shows drohend von der Atommacht Russland und auf den Hinweis, weder die USA noch die Sowjetunion hätten auf Nuklearwaffen zugegriffen, als sie in Vietnam und Afghanistan schließlich das Weite suchen mussten, erklärt sie alles Ernstes, der Unterschied bestehe darin, dass dieser Fall Ukraine „existenziell“ für Russland sei. Da müsse man dann mit allem rechnen…

Aber kein Wort zu Putins Verbrechen. Der Ärmste ist vom Westen ja regelrecht gedrängt worden, in diese „Spezialoperation“ zu ziehen. Ihre wahrscheinlich schon im Uterus angelegte Russlandtreue, die sich über alles mögliche hinwegsetzt, zu allererst aber über den Anstand, macht diesen Florence Nightingale-Verschnitt zu einer wandelnden Provokation für alle, die sich wirklich für Frieden und Freiheit einsetzen. Von einem selbsternannten Diktator, der – vom Westen weitgehend ignoriert – schon halb Syrien in Schutt und Asche gelegt und in Lybien ebenfalls gewütet hatte, ehe er sich auf seine Nachbarn stürzte, kann man sich nicht nur, man muss sich distanzieren, und zwar mit aller Entschlossenheit! Wieso fordern die beiden Friedens-Engel eigentlich nicht ultimativ Russland auf, sofort die Waffen niederzulegen? Denn dann wäre Frieden!

Weit und breit keine Flagge der Ukraine zu sehen. Foto: Screenshot aud der Phoenix-Liveübertragung.

Auf all die Lügen, die Putin verbreitet und streuen lässt, folgt seitens dieses Deeskalationsgeschwaders – nichts. Aber dass im Westen nur Pädophile und Teufelsanbeter leben und in der Ukraine ausschließlich russenmordende Neonazis mit einem Juden an der Spitze, das schert doch Frau Wagenknecht nicht. Onkel Wladi (so lässt der kleine Mann sich gern nennen) hat nicht nur seinen Goebbels perfekt studiert und kopiert, er bläht seine Landsleute zu ähnlichen „Übermenschen“ auf wie einst die Nazis die Deutschen und – auch das eine Parallele – er überfällt die Ukraine.

Vielleicht wären Frau Wagenknecht und Frau Schwarzer am Samstag besser auf dem Roten Platz in Moskau aufgetreten, wahrscheinlich wären da auch mehr Leute gekommen. Schwarzer Wagenknecht – was für ein lustiges Wortspiel…

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Nachtrag am 28. Februar 2023:

Sarah Wagenknecht am 20. Februar 2022 in der Talkshow „Anne Will“:

„Ich meine, Russland – das ist ja relativ deutlich -, hat faktisch kein Interesse daran, in die Ukraine einzumarschieren. Natürlich nicht. Was hier teilweise herbeifantasiert wird – wir können ja froh sein, dass Putin nicht so ist, wie er dargestellt wird, nämlich ein russischer Nationalist, der sich daran berauscht, Grenzen zu verschieben. Wenn das so wäre, dann wäre es tatsächlich so, dann wäre die Diplomatie wahrscheinlich hoffnungslos verloren und ich möchte mir nicht ausmalen, wie lange Europa dann noch bewohnbar wäre.“

In der Diskussionsrunde der Sendung „Hart aber fair“ vom 27. Februar 2023, zwei Tage nach der von Sarah Wagenknecht und Alice Schwarzer initiierten „Aufstand für Frieden“-Demonstration in Berlin, damit konfrontiert, antwortete Wagenknecht: „Das ist aus dem Zusammenhang gerissen.“

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