Antje Grothus erhält Maria Grönefeld-Preis

Antje Grothus erhält Maria Grönefeld-Preis

Antje Grothus. Foto: T. Hohenschue

Die Kerpener Umweltaktivistin und Landtagsabgeordnete (Bündnis 90 / Die Grünen) Antje Grothus wird mit dem Maria Grönefeld-Preis ausgezeichnet. Dieser wird alle zwei Jahre an Personen vergeben, die sich für eine soziale Zukunft der Gesellschaft einsetzen. In diesem Jahr wurden bei der Preiswürdigkeit besonders sozioökonomische Aspekte und Aktivitäten im Sinne sozial gerechter Transformationen berücksichtigt.

Die Maria Grönefeld-Stiftung würdigt mit dem Preis die Standfestigkeit, Dialogfähigkeit und respektvolle Haltung von Antje Grothus im gesellschaftlichen Großkonflikt um den Ausstieg aus der Kohleverstromung. Die künftige Preisträgerin engagierte sich nicht nur regional in der Auseinandersetzung um den Tagebau Hambach, sondern auch auf Bundesebene. So war sie ab Juni 2018 Betroffenenvertreterin in der Kommission für Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung der Bundesregierung und in dieser Funktion an der Aushandlung des sogenannten Kohlekompromisses beteiligt.

Die 1964 geborene Antje Grothus verbrachte ihre Jugend in Duisburg. Nach dem Abitur im Jahr 1983 schloss sie ihr Studium der Ökotrophologie an der Universität Bonn mit dem Diplom ab. Anschließend arbeitete sie als Dozentin für Ernährungswissenschaft und seit einigen Jahren als Referentin und Beraterin zu Themen des Kohleausstiegs und nachhaltigen Strukturwandels. Sie lebt seit 2014 in Kerpen-Buir, ist seither Mitglied der Bürgerinitiative „Buirer für Buir“ zum Schutz von Umwelt und Kultur und setzte sich nachdrücklich für den Erhalt des Hambacher Restwaldes ein. Sie ist seit 2021 Mitglied von Bündnis 90 / Die Grünen und kandidierte für die nordrhein-westfälische Landtagswahl im Mai 2022 im Wahlkreis Rhein-Erft II. Zwar verpasste sie mit einem Stimmenanteil von 18,4 Prozent das Direktmandat, zog aber über die Landesliste ins Parlament in Düsseldorf ein*. Im Jahr 2019 erhielt die den MUT-Preis der Tierschutzpartei und 2022 den EuroNatur-Preis. Antje Grothus hat drei Töchter.

Die nun preisvergebende Stiftung knüpft an das Lebenswerk von Dr. Maria Grönefeld (1941 – 1993) an. Die streitbare Arbeiterin, Pädagogin und Wissenschaftlerin, die sich in einer von Männern beherrschten Welt in Kirche, Gewerkschaft und der Sozialbewegung durchsetzte,  engagierte sich für eine menschenwürdige Arbeitswelt, eine sozial gerechte und demokratische Ordnung sowie ein christliches Zeugnis, das gesellschaftspolitisch wirkt. In dieser Linie sieht das Kuratorium der Stiftung auch die Biografie von Antje Grothus.

Die Preisübergabe findet am Freitag, dem 18. November 2022, um 18 Uhr im Nell-Breuning-Haus in Herzogenrath statt. Interessenten können sich noch bis zum 11. November unter der Telefonnummer 02406-9558-20 oder per E-Mail an doris.vello@nbh.de anmelden. Die Laudatio wird Dr. Dagmar Hänel vom Landschaftsverband Rheinland halten, für musikalische Umrahmung sorgt Dieter Kasparis Blues-Bajásch. Im Foyer des Nell-Breuning-Hauses kann die Ausstellung „Revier“ des Erftstädter Fotografen Matthias Jung betrachtet werden.


* Da die nordrhein-westfälische Landtagsfraktion der Grünen wegen ihrer Haltung zur Abbagerung des Dorfes Lützerath im Zuge des Tagebaus Garzweiler in der Kritik steht, stellt Antje Grothus ihre Position zu der entsprechenden Eckpunktevereinbarung in diesem Text (Link) dar.


Anmerkung JS:

Da ich Antje Grothus‘ Engagement schon seit Jahren kenne und überaus schätze, habe ich sie im Wahlkampf gerne mit dem nachfolgenden Text unterstützt:

Sehr geehrte Wählerinnen und Wähler, liebe Freundinnen und Freunde,

auf diesem Wege wünsche ich Antje Grothus das Allerbeste für den Wahlkampf-Endspurt und bitte Sie / Euch, ihr am 15. Mai Ihre / Eure Stimme zu geben oder dies vorab bereits per Briefwahl zu tun. Unsere Region, letztlich aber die ganze Welt braucht Menschen wie sie in den Parlamenten, denn die zerstörerische Wirkung von Tagebauen endet ja nicht an deren Grenzen, sondern belasten das globale Klima.

Antje Grothus setzt sich in diesem Sinne geradezu beispielhaft ein. Seit annähernd zwei Jahrzehnten engagiert sie sich für die vom Tagebau betroffenen Menschen in der Initiative „Buirer für Buir“ ebenso wie für den Erhalt der Natur im Braunkohlenrevier. Als Mitglied der sogenannten Kohlekommission konnte sie zu wesentlichen Richtungsentscheidungen zum möglichst schnellen Umstieg auf die Versorgung mit erneuerbarer Energie beitragen. Dabei hat sie auch den globalen Aspekt, die Begrenzung des weltweiten Temperaturanstiegs auf unter zwei Grad Celsius im Blick.

Wie richtig sie mit ihrem Engagement schon seit Jahren liegt, zeigt sich in diesen Tagen deutlich. Insbesondere Deutschland wäre von Lieferungen fossiler Energieträger aus Russland und anderswo längst viel unabhängiger, wenn die konservativen Parteien bei der Umstellung auf erneuerbare Energie nicht immer wieder gebremst hätten. Und Wladimir Putins Kriegskasse wäre nicht so gut gefüllt. Gleichzeitig könnte die Heimat zahlreicher Menschen und die Natur unserer Region zumindest teilweise noch gerettet werden. Doch die gleichen Politiker, die die Nutzung erneuerbarer Energie immer wieder sabotiert haben und jetzt betonen, wie schnell der Umstieg gelingen muss, plädieren angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine schon wieder für eine Aufweichung des Kohlekompromisses und gar eine Rückkehr zur Atomenergie, die selbst die Energieversorger nicht mehr anstreben.

Mitte der achtziger Jahre habe ich eine Zeit lang für den im Jahr 1999 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichneten Gründer von Eurosolar, den leider verstorbenen Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer gearbeitet. Zu der Zeit setzte er sich noch in erster Linie für Rüstungskontrolle und Abrüstung ein. Schon damals schlug er als friedenssicherndes Menschheitsprojekt den Umstieg auf erneuerbare Energien vor und engagierte sich fortan nach Kräften dafür. Er hielt diesen für unumgänglich. Zu recht, wie sich längst gezeigt hat.

Doch es ist ein harter Kampf, sich gegen die Anbieter und Lobbyisten der fossilen Energie durchzusetzen, gleichwohl aber alternativlos. Antje Grothus hat diesen schon lange angenommen und führt ihn konsequent im Sinne einer Welt, in der auch künftige Generationen die Chance auf ein Leben in Frieden in intakter Umwelt haben.

Dabei könnten und müssten wir beim Umbau der Energieversorgung schon so viel weiter sein. Warnungen und Vorschläge gab es schon lange. Bereits Jules Verne schrieb von wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen. Sein Zeitgenosse und Kollege als Science Fiction-Autor, der Deutsche Kurd Laßwitz, lässt in seinem 1896 erschienen Hauptwerk „Auf zwei Planeten“ die Menschheit durch Außerirdische vom Mars belehren: Sie dürfe nicht soviel Kohle verbrennen, denn so verderbe sie ihre Atmosphäre. Vielmehr sollten die Menschen als Alternative die von außen auf die Erde einströmende Energie – also Solarenergie – nutzen. Der Club of Rome warnte 1972 in seinem bahnbrechenden Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ vor menschengemachter Klimaveränderung. Acht Jahre später gingen die Macher der umfassenden Prognose „Global 2000“, einem Bericht an den damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter, detailliert auf den „Treibhauseffekt“ ein. Ende der achtziger Jahre forderten die Autoren des „Brundtland-Reports“ der Vereinten Nationen den möglichst zügigen Ausbau der Nutzung erneuerbare Energie aus demselben Grund.

Von 1997 bis zu seinem Tod stand ich in freundschaftlichem Austausch mit einem der weitgereisteten Menschen überhaupt, nämlich mit Edgar Mitchell, der 1971 im Rahmen der Apollo-14-Mission als sechster Mensch den Mond betrat und einer von bisher nur 27 Menschen war, die die Erde mit eigenen Augen als ganze Kugel gesehen haben. Ich verfasste und überbrachte Grußworte von ihm im deutschsprachigen Raum. In seinem Vorwort für mein Buch zum dreißigjährigen Bestehen des Club of Rome schrieb er: „Mit tiefer Bewunderung betrachtete ich die winzige Kugel, die wir Erde nennen. Vor meinem geistigen Auge sah ich die Erde wieder als jenen Ort, der sie einmal war: unberührte Täler, in denen der Geist zur Ruhe kommen und neue Kraft sammeln konnte, Landschaften und Lebewesen, die den Forscherdrang der Menschen herausforderten. Doch meine Träumereien wurden jäh von der Erinnerung an die Realität unterbrochen. Kriege, Raubbau an den natürlichen Ressourcen, Umweltverschmutzung und Überbevölkerung prägen das Leben auf der Erde.“ Darin fordert er zum Schluss unter anderem, dass wir „weiterhin darauf bestehen“ müssen, „dass sich unser politisches System auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene nachdrücklich und beharrlich den Aufgaben stellt.“

Antje Grothus fordert dies seit vielen Jahren ein und engagiert sich im Sinne von Lösungen. Nun will sie selbst politische Verantwortung übernehmen. Wer sie kennt, weiß, dass sie das mit Hingabe tun wird. Sie hat ihre Glaubwürdigkeit längst unter Beweis gestellt.

Frühere nordrhein-westfälische Regierungen versuchen immer noch, die heutigen Probleme und die von morgen und sogar übermorgen mit den Konzepten von gestern zu lösen. Das kann nicht funktionieren und darf so nicht weitergehen.

Deshalb gehört Antje Grothus in den Landtag! Mit Ihrer / Eurer Unterstützung wir das gelingen. Denn wir brauchen dringend Politiker in den Parlamenten, die den Blick in eine lebenswerte Zukunft richten und an deren Realisierung arbeiten. Antje Grothus wird das tun.

Ich danke Ihnen / Euch.

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