Zeiger der Doomsday Clock vorgerückt: 90 Sekunden bis zum Weltuntergang
„Bulletin of the Atomic Scientists” verschärft die Warnung vor Selbstvernichtung der Menschheit
(24. 1. 2023) Das amerikanische Fachmagazin „Bulletin of the Amtomic Scientists“ (BAS) hat die Zeiger der Doomsday Clock um zehn Sekunden auf 90 Sekunden vor Mitternacht vorgerückt. Zwei Jahre lang war sie auf 100 Sekunden vor dem Jüngsten Gericht gestellt worden.
Dass sie jetzt um zehn Sekunden näher an den symbolischen Weltuntergang gerückt wurde, begründete das Komitee, das aus dem BAS-Aufsichtsrat, Sponsoren sowie dem ehemaligen Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-moon, besteht, in erster Linie mit dem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine, den unverhohlenen Drohungen mit dem Einsatz von Atomwaffen seitens des russischen Präsidenten Wladimir Putin und der dadurch in den Hintergrund getretenen Gefahr durch den Klimawandel. So hätten die Emissionen von Treibhausgasen in den Jahren 2021 und 2022 Spitzenwerte erreicht. Auch die zunehmende Gefahr der Verbreitung gefährlicher Krankheitserreger, die, wie schon bei Corona, Pandemien verursachen könnten, spielte bei der Entscheidung eine Rolle. Auch die Tatsachen, das die USA, China, Indien und Pakistan weiter nuklear aufrüsteten, Nordkorea sein Raketenprogramm intensiviert habe, der Iran seit dem Ende des Atomabkommens wieder Uran anreichere und die Gefahr, dass es im Ukrainekrieg durch Beschuss in einem der Kernkraftwerke des angegriffenen Landes wie die in Saporischschja und Tschernobyl zu einer nuklearen Katastrophe komme, seien berücksichtigt worden.
In der Erklärung des BAS-Komitees, die in diesem Jahr erstmals auch auf Russisch und Ukrainisch erschienen ist, heißt es: „Die Doomsday Clock ist ein Alarmsignal für die gesamte Menschheit: Wir befinden uns am Rande eines Abgrunds. Aber unsere Politiker handeln nicht schnell genug und nicht in ausreichendem Umfang, um einen friedlichen und lebenswerten Planeten zu sichern.“ Mary Robinson, ehemalige Präsidentin Irlands und Ex-Vorsitzende des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte sowie Mitglied des BAS-Komitees, betonte weiter: „Wir wissen, was zu tun ist, von der Senkung der Kohlendioxidemissionen über die Stärkung von Rüstungskontrollverträgen bis hin zu Investitionen in die Pandemievorsorge. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse sind eindeutig, aber es fehlt der politische Wille. Das muss sich 2023 endlich ändern, wenn wir eine Katastrophe abwenden wollen.“
Die Chefin des „Bulletin of the Atomic Scientists”, Rachel Bronson, ergänzte laut dem Nachrichtenmagazin SPIEGEL, dass wir derzeit den „Zusammenbruch globaler Normen und Institutionen, die benötigt werden, um Risiken im Zusammenhang mit voranschreitenden Technologien und biologischen Bedrohungen wie Covid-19 zu minimieren“, erleben. Bronson weiter: „Wir leben in einer Zeit beispielloser Gefahr, und die Weltuntergangsuhr spiegelt diese Realität wider.“
In der BAS-Erklärung wurde zudem unterstrichen, dass „Russlands Krieg mit der Ukraine grundlegende Fragen darüber aufgeworfen (hat), wie Staaten interagieren und er hat die Normen des internationalen Umgangs erodiert, die die Grundlage für erfolgreiche Reaktionen auf globale Risiken bilden.“ Aus all diesen Gründen seien die Zeiger der Doomsday Clock mit 90 Sekunden vor Mitternacht so nah wie nie zuvor an den Weltuntergang herangerückt worden.
Nachdem Albert Einstein mit Robert Oppenheimer, dem „Vater der Atombombe“, und weiteren Wissenschaftlern der Universität von Chicago das „Bulletin of the Atomic Scientist“ gegründet hatte, wurde die Uhr zwei Jahre später erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Sie zeigte damals sieben Minuten vor Mitternacht an. Als die Welt während der Kubakrise im Oktober 1962 wahrscheinlich näher vor einem Atomkrieg stand, als je zuvor und seither, wurde dies mit der Doomsday Clock nicht abgebildet, weil die unmittelbare Gefahr bei Erscheinen des „Bulletin of the Atomic Scientists“ bereits weitgehend gebannt war. Am weitesten vom Weltuntergang entfernt waren die Zeiger nach dem Ende des Kalten Krieges im Jahr 1991, als sie auf 23.43 Uhr, also 17 Minuten vor Mitternacht gestellt wurden.
Dem BAS-Komitee gehören inzwischen 17 Nobelpreisträger an.