Russische Botschaft veröffentlich korrekte Grenzen der Ukraine
Das Corpus delicti: Die russische Botschaft in Schweden veröffentlichte eine Karte mit den korrekten Grenzen de Ukraine inklusive der 2014 völkerrechtswidrig annektierten Halbinsel Krim, obwohl dies seitens des Kremls unter Strafandrohung steht.
Russische Botschaft veröffentlicht die Wahrheit: Einsicht? – Wohl eher Propaganda-Schlamperei
In Russland gibt es laut der Nachrichtenagentur Tass neuerdings ein Gesetz, wonach sich jeder, der bei der öffentlichen Nutzung von Landkarten die „territoriale Integrität“ des Landes infage stellt, strafbar macht. Zu dieser „territorialen Integrität“ gehören nach Kreml-Lesart auch die völkerrechtwidrig und von den meisten Staaten der Welt nicht anerkannten Annexionen der ukrainischen Regionen Donezk, Luhansk, Cherson, Saporischschja sowie der Halbinsel Krim.
Genau das hat nun aber die russische Botschaft in Schweden getan. Offenbar, um die geringen Benzinpreise in Russland zu dokumentieren, veröffentlichte dessen Vertretung in Stockholm nun eine Europakarte, in die die Benzinpeise jedes Landes eingetragen sind. Und siehe da – die annektierten Regionen sind darauf nach wie vor ukrainisches Staatsgebiet. Ob das liberale Klima in Schweden die Herzen und Hirne der russischen Diplomaten soweit geöffnet hat, dass sie die Realität trotz der Strafandrohung aus Moskau anerkannt haben, blieb unklar. Ein Twitter-Nutzer schrieb vor diesem Hintergrund: „Danke an die russische Botschaft, die anerkennt, dass die Ukraine den Ukrainern gehört.“ Ein anderer betonte, dass das russische Militär mit Blick auf diese Karte schleunigst aus den ukrainischen Gebieten verschwinden solle. – Eben. Was denn auch sonst?
Trotz dieser und vieler weiterer größtenteils spöttischer Kommentare beließ die russische Botschaft die Karte noch länger in den sozialen Medien, bis es dann am späten Nachmittag seitens der Vertretung hieß, dass man die Karte einer ungarischen Quelle entnommen habe. Auf dieser sei der russische Anspruch auf die annektierten Gebiete, die vom russischen Militär nicht einmal komplett besetzt und teilweise von den ukrainischen Streitkräften zurückerobert worden sind, nicht berücksichtigt.
Die Moral von der Geschicht‘: Wenn seitens offizieller russischer Stellen ausnahmsweise mal die Wahrheit verbreitet wird, müssen sie sich bei den dazugehörigen Fakten aus ausländischen Quellen bedienen. Im eigenen Land ist der Umgang mit Realitäten schließlich völlig verkommen, zumal sie von den Kreml-Oberen – allen voran Präsident Wladimir Putin – so zurechtgebogen werden, wie es den dortigen Apparatschiks gerade in den Kram passt. Wobei nicht übersehen werden darf, dass ungarische Regierungsstellen ihrerseits alles andere als Horte der Wahrheitsliebe sind. Doch was die Europakarte und die Grenzen der Ukraine betrifft, so haben die ungarischen Geographen schlicht und ergreifend recht.