Kachowka-Staudamm gesprengt
Alles deutet darauf hin, dass Russland die Flutkatastrophe in der Südukraine mittels einer Explosion herbeigeführt hat
Es war um 2.50 Uhr am Morgen des 6. Juni 2023, als Anwohner des Kachowka-Staudammes durch einen lauten Knall aus ihrer Nachtruhe aufgeschreckt wurden. Schon bald stellte sich heraus, dass er von der Explosion stammte, die den mittleren Teil des Dammes und das dazugehörige Kraftwerk zerstört hatte.
Der zerstörte Kachowka-Staudamm. Bild: WDR
Riesige Wassermassen aus dem Stausee ergossen sich seither flussabwärts in den Dnjepr, von wo aus weite Teile der ufernahen Gebiete der Region Cherson überschwemmt wurden. Häuser und Felder versanken in den Fluten. Nachdem sich der Wasserstand vor der Explosion auf einem historischen Höchststand befunden hatte, stieg der Pegel in der nahe am Staudamm gelegenen Stadt Nova Kachowka innerhalb kurzer Zeit auf 12 Meter. Während die russischen Behörden den Notstand für die von ihnen besetzte Seite ausriefen und die Ukraine ihre Bevölkerung evakuierte, sprachen ukrainische Offizielle von circa 16.000 Menschen, die in den gefährdeten Gebieten lebten.
Bis zum 16. Juni sollen laut dem ukrainischen Rettungsstab 72 Prozent des Seewassers ausgelaufen sein, weitere vier Tage später meldeten die ukrainischen Behörden 16 und die russischen 29 Tote und zahlreiche Vermisste. Es bestand die Gefahr der Ausbreitung von Seuchen aufgrund ausgelaufenen Öls, Benzins und anderer chemischer Flüssigkeiten von großflächigen Umweltschäden inmitten des Gebietes, in dem Wein, Obst und Reis angebaut wurde. Zudem wurde auf dem Kachowka-Stausee Fischerei betrieben und dessen Wasser zur Trinkwasserversorgung und Bewässerung landwirtschaftlicher Flächen genutzt. Zudem hat der Wasserstand des Stausees Einfluss auf den Kühlwasserpegel des größten Atomkraftwerkes Europas in Saporischschja.
Der Damm war 1956 gebaut worden und hatte eine 30 Meter hohe und drei Kilometer lange Staumauer. Die Seefläche betrug in gefülltem Zustand 2.155 Quadratkilometer und der Wasserinhalt 18,2 Milliarden Kubikmeter bei einer maximalen Tiefe von 32 Metern. Der See war einst 230 Kilometer lang, durchschittlich 9,4 Kilometer breit und hatte eine Küstenliie von 230 Kilometern Länge.
Nach der Zerstörung des Staudammes warf Russland der Ukraine vor, mit dem angeblichen „Terrorakt“ die Trinkwasserversorgung der 2014 von Russland völkerrechtswidrig annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim sabotieren zu wollen. Doch am 16. Juni erschien in der „New York Times“ ein großer Artikel, für den ein Investigativteam des Blattes Videos, Fotos, Satelliten-Infrarotaufnahmen sowie seismologische Messungen ausgewertet und technische und militärische Fachleute sowie Ohrenzeugen interviewt hatte. Die Redaktion sowie internationale Experten kamen daraufhin zu dem Schluss, dass die Zerstörung des Staudamms keinesfalls durch einen Angriff von außen hätte ausgelöst werden können, sondern ausschließlich durch in einen Wartungsstollen verbrachten Sprengstoff. Und das sei nur von russischer Seite aus möglich gewesen, da diese den Staudamm vor der Explosion kontrollierte.