Salman Rushdie erhielt den Friedenspreis des deutschen Buchhandels
„Schlechte Reden mit besseren kontern, falschen Narrativen bessere entgegensetzen“
Der britisch-indischer Autor setzte sich in seiner Dankesrede ein Jahr nach der lebensgefährlichen Messerattacke auf ihn nachdrücklich für Frieden und Meinungsfreiheit ein
Salman Rushdie mit der Friedenspreis-Urkunde, die er aus den Händen der Stiftungsratsvoritzenden Karin Schmidt-Friedrich (links) erhielt. Foto: Börsenverein d. dt. Buchhandels
Der britisch-indische Schriftsteller Salman Rushdie hat während einer Zeremonie in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis des deutschen Buchhandels entgegengenommen. Diesen erhielt der 76-jährige in New York lebende Autor laut der Würdigung des Stiftungsrates „für seine Unbeugsamkeit, seine Lebensbejahung und dafür, dass er mit seiner Erzählfreude die Welt bereichert“.
Rushdie, der nach einem Messerattentat auf ihn vor einem Jahr (einen Beitrag dazu finden Sie hier) auf einem Auge erblindete, rief in seiner Dankesrede zur Verteidigung der Meinungsfreiheit auf und wandte sich gegen „einer Zensur, die sich den Anschein der Tugendhaftigkeit gibt“. Die Meinungsfreiheit werde „auf allen Seiten von reaktionären, autoritären, populistischen, demagogischen halbgebildeten, narzisstischen und achtlosen Stimmen angegriffen“ und gerate „von links wie rechts unter Druck“.
Er habe nicht gedacht zu erleben, wie „in der Bildungseinrichtungen und Bibliotheken Zensur und Feindseligkeit ausgesetzt seien“ und „extremistische Religionen und bigotte Ideologien beginnen, in Lebensbereiche vorzudringen, in denen sie nichts zu suchen haben.“
Statt zu zensieren, „sollten wir schlechte Rede mit besserer Rede kontern, falschen Narrativen bessere entgegensetzen, auf Hass mit Liebe antworten und nicht die Hoffnung aufgeben, dass sich die Wahrheit selbst in einer Zeit der Lügen durchsetzen kann.“
Auch auf die Kriege in Osteuropa und Nahost ging Salman Rushdie ein. So tobe in der Ukraine „ein der Tyrannei eines einzelnen Mannes und seiner Gier nach Macht und Eroberung geschuldeter Krieg“. Dasselbe „traurige Narrativ“ sei „dem deutschen Publikum nicht unbekannt“. Auf den asymmetrischen Krieg zwischen der palästinensischen Terrororganisation Hamas und Israel bezogen sagte der Schriftsteller: „Frieden will mir im Augenblick wie ein dem Rauch der Opiumpfeife entsprungenes Hirngespinst vorkommen.“
Dennoch gebe es keine Alternative dazu, sich für den Frieden zu engagieren. Schließlich gehöre Frieden, „so mühselig er auch zu finden ist, so unmöglich es scheinen mag, zu unseren großen Werten“. Und die gelte es „leidenschaftlich zu verfolgen“.
Salman Rushdie am 8. Oktober 2023. Foto: Screenshot
Seit der Veröffentlichung seines Romans „Die satanischen Verse“ im Jahr 1988 und der Verhängung eines Todesurteils gegen den Autor durch die klerikale iranische Obrigkeit sah sich Rushdie immer wieder massiven Drohungen für Leib und Leben ausgesetzt und lebte circa 20 Jahre lang schwer bewacht an wechselnden Orten.
Bei der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels hielt der deutsche Schriftsteller Daniel Kehlmann (u. a. „Die Vermessung der Welt“) die Laudatio. Die Auszeichnung ist mit 25.000 Euro dotiert.