Ellen im Anderland
Ellen Lang, eine junge Psychologin, führt ein scheinbar normales Leben. Doch seit langer Zeit fehlt ein Teil ihrer selbst, denn sie kann weder lieben noch hassen. Eines Tages unterbreitet ihr ein Fremder ein unglaubliches Angebot und zeigt ihr einen Weg in eine Welt, deren Existenz sie niemals für möglich gehalten hätte. Sie erkennt, dass dort der verloren geglaubte Teil von ihr zu finden ist. Schnell wird ihr darüber hinaus klar, dass es in dieser Welt um weitaus Größeres geht…
Titelseite des im Kölner Roland Reischl Verlag erschienenen Fantasy-Romans
Wie in Alice hinter den Spiegeln entdeckt Ellen ein verborgenes Tor zu einer Parallelwelt, in der eigene Regeln gelten. Dass sie von dieser Welt jenseits der Wirklichkeit nicht mehr lassen kann, wird schnell klar, denn dort ist etwas von ihr versteckt, dass sie schon seit langem vermisst. Je weiter sie sich auf den Pfad des Unbekannten begibt, je tiefer sie in dieses fremdartige Land eindringt, je näher sie ihrem verheißungsvollen Ziel zu kommen scheint, umso bedrohlicher werden die Gefahren, die sich ihr in den Weg stellen und die sie bezwingen muss. Dabei lauert die Gefahr nicht nur in der Anderland genannten Parallelwelt. Denn je länger sie in dieser sagenhaften Welt verweilt, umso mehr schwindet für sie die Möglichkeit, in die Realität zurückzukehren. Zum Glück steht ihr ein mutiger Begleiter mit dem Namen Arnt zur Seite, der an den Rollstuhl gefesselt ist. Nicht immer stoßen seine lockeren Sprüche auf ihre Zustimmung, doch ohne Arnt würde sie diese abenteuerliche Reise niemals durchstehen.
Ellen begegnet auf ihrem fantastischen Abenteuer durch das Anderland neben einer sprechenden Katze weiteren fabelhaften Wesen, wie den schwarzen, trichterförmigen Fendern, die mit ihren gigantischen tentakelartigen Saugnäpfen die Emotionen aus Menschen heraussaugen können, oder dem furchtbaren Triamesen, einem Wesen mit drei Köpfen, die unter bestimmten Umständen nachwachsen können und die untereinander nicht immer einer Meinung sind. Doch keine dieser Kreaturen ist schlimmer als Kethamarr, der ebenso böse wie mächtige Herrscher von Anderland, der nicht nur Ellen in ein grauenvolles Leben nach dem Tod stürzen will, sondern auch die reale Welt an sich reißen möchte.
Das über 600 Seiten umfassende Werk liest sich trotz seines Umfangs recht flüssig und überrascht mit zahlreichen wunderbar ausformulierten Sätzen. Mühelos taucht der Leser in die mit sehr viel Fantasie ausgeschmückten Welt von Anderland ein, ohne dabei die Orientierung oder den Fokus zu verlieren. Auf jeden Fall macht es großen Spaß, von Seite zu Seite Ellen auf ihren zahlreichen Abenteuern bis hin zum spektakulären Ende zu begleiten.
Christian Gierend
Die Autorin
Tanja Lippuner Gaebert wurde 1969 im badischen Rheinfelden geboren und wuchs im schweizerischen Marktgräflerland, in dem sie heute noch mit ihrem Mann, zwei Kindern und einer Katzendame lebt, auf. Seit 1996 arbeitet sie im Marketing eines international tätigen Unternehmens. Schon als Kind zeichnete sie Comics und schrieb Geschichten. Bereits damals nahm sie sich vor, irgendwann einmal ein Buch zu schreiben und sammelte jahrelang Ideen dafür. Sie liebt Sport und Malerei und widmet sich gern auch der Gartenarbeit. Zum Schreiben fährt sie in die Schweizer Berge.
Der Rezensent
Christian Gierend, geb. 1965, studierte Elektrotechnik, arbeitet als Ingenieur und lebt mit seiner Familie, zu der auch der Hund Kalle gehört, in Hürth bei Köln. Als Kind faszinierte ihn die Geschichte von „Alice hinter dem Spiegeln“ und er versuchte im elterlichen Badezimmer zu ermitteln, welche Abenteuer sich hinter dem Glas verbergen. Schon als Jugendlicher verfasste er Kurzgeschichten aus den Bereichen Phantastik und Mystery, von denen manche auch veröffentlicht wurden. Seit einigen Jahren gehört Christian Gierend dem Literaturkreis „Frechener Schreibstoff“ an.
Foto: Axel Walbröhl
Tanja Lippuner Gaebert, Ellen Lang – Die Suche nach den Auriern. Roland Reischl Verlag, Köln 2023. 656 Seiten, € 16,80