Ein Plädoyer für gemeinnütziges Engagement

Ein Plädoyer für gemeinnütziges Engagement

Maria Sarafidou empfiehlt das Buch „Tu es! – Die Welt braucht dich“ aus der Feder von Gerhard Scheucher

Der Wiener Autor Gerhard Scheucher plädiert in seinem Buch „Tu es!  – Die Welt braucht dich“ für mehr Zivilcourage und soziales Engagement. Anhand von zahlreichen Beispielen beleuchtet er unsere Gesellschaft und stellt dabei fest, dass diese ohne konstruktive Beiträge zahlreicher Menschen nicht überlebensfähig ist. Scheucher ruft in seinem Buch dazu auf, nicht wegzuschauen und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Er nennt eine Reihe von Beispielen aus seinem eigenen Leben, die dem Buch spürbare Lebensnähe geben.

Maria Sarafidou. Foto: JS

„Wir können etwas tun gegen all die kleinen und großen Ungerechtigkeiten unseres Alltags“, betont Scheucher. Es reiche nicht, sich über diese aufzuregen. Er empfiehlt: „Wandeln wir diese Wut doch in positive Energie um und werden wir aktiv. Ändern wir selbst, was wir als ungerecht empfinden.“

Der Autor unterstreicht, dass eine positive Zukunftsgestaltung davon abhänge, dass Menschen sich engagieren. Dazu bedürfe es eines Prozesses der Kreativität und gesellschaftlicher Erneuerung, der „Respekt, Tradition und die gesellschaftlichen Werte unserer Eltern- und Großelterngeneration nicht ausschließt.“ Die aktuellen Ereignisse, wo auch immer auf der Welt sie stattfinden, führen einem die Bedeutung dieser Aussage deutlich vor Augen.

Das Buch ist in der Zeit kurz nach dem blutigen Terroranschlag auf die Redaktion der französischen Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ entstanden. Vor diesem Hintergrund fordert der Autor dazu auf, sich mit gegen den Strich gebürsteter Kunst auseinanderzusetzen. Sie könne „gesellschaftliche Problemfelder aufzeigen und bewusst machen“ sowie „Ideen formulieren, die Ausgangspunkte für eine fruchtbare Begegnung mit Neuem sein können.“

„Tu es! – Die Welt braucht dich“ ist faktenreich und liest sich inspirierend, informativ und spannend. Der Band hat auch hohen Gebrauchswert, denn er beinhaltet ein umfangreiches Verzeichnis von Organisationen und Initiativen in Deutschland, Österreich und der Schweiz, um die es im Buch geht.

Mir machte das Buch Lust darauf, die Ärmel hochzukrempeln und mit anzupacken! Es hat mich inspiriert, mich in der Kommunalpolitik zu engagieren. Kürzlich wurde ich in den Rat meiner Heimatstadt Frechen gewählt.

Die Welt ist im Wandel. Gemeinsame Herausforderungen können wir auch nur gemeinsam meistern. Deshalb empfehle ich: „Tu es! Die Welt braucht dich.“

„Tu es! – Die Welt braucht dich“ von Gerhard Scheucher, Wieser, Wien, 2016, 218 Seiten, 19,80 Euro


Als Leseprobe aus „Tu‘ es!“ hat Maria Sarafidou die folgende Passage ausgesucht:

Das Tellerrand-Prinzip

Immer wieder fühlen sich Menschen ohnmächtig, also ohne Macht, gesellschaftliche Fehlentwicklungen zu stoppen. Das Gefühl von Ohnmacht gegenüber Übermächtigen und Großen blockiert. Viele kleine Schritte, viele kleine Initiativen nebeneinander können aber auch großes, ja ein großes Ganzes bewirken. Jeder und jede kann im persönlichen Umfeld andere Menschen überzeugen, und das zieht wieder weite Kreise. Änderung kann auch von unten erfolgen und muss nicht von „denen da oben“ vorgegeben werden. Es ist nicht zwangsläufig ein großer Werbe-Etat oder eine Plakatkampagne erforderlich. Immer wieder gibt es Beispiele auf YouTube, wo unterhaltsame Kampagnen mit Hausverstand und Ironie Millionen von Menschen erreichen. Gleiches gilt auch für viele Gruppen auf sozialen Plattformen, allen voran Facebook. Auch dort finden sich immer wieder Themen, die binnen Tagen Tausende von Menschen begeistern. Auch wenn das persönliche Gespräch ein wenig aus der Mode gekommen scheint, bin ich davon überzeugt, dass sich damit viele Menschen begeistern und zu Verbündeten machen lassen. Heute sind Kommunikation und Erreichbarkeit von Menschen häufig von finanziellen Mitteln entkoppelt. Trotz nachgesagter Abgestumpftheit scheinen viele ein sehr gutes Sensorium für Themen zu haben, für die es sich lohnt, gesellschaftlich aktiv zu werden. Die Möglichkeiten zur Verbreitung und zur Multiplikation dieser Anliegen sind in unseren Tagen so groß wie noch nie. Dennoch gilt, dass das Recht auf freie Meinungsäußerung und die Vielzahl von Informationskanälen eine besondere Herausforderung an uns alle stellen. Und bitte denken Sie daran: selbst wenn Sie berechtigte Kritik an einem Missstand üben, sollten Sie mit Ihren Worten in keiner Weise Menschen persönlich verletzen.

Lassen Sie sich ob der Tragweite mancher Probleme, die uns umgeben, nicht entmutigen. Ziehen Sie sich nicht resignierend zurück. Ich lade Sie ein, aktiv zu werden! Nicht nur für das eigene Ich tätig zu werden, sondern auch über den Tellerrand hinauszublicken. Es kann eine wertvolle und interessante Erfahrung sein, einmal Neues und Ungewohntes an sich heranzulassen, den eigenen Horizont zu erweitern und auch die Konsequenzen des eigenen Tuns zu tragen.

Wie können Sie nun – gemäß Erich Kästners Empfehlung „Es gibt nichts Gutes außer man tut es“ – das Gute in die Welt bringen? Eine übersichtliche Orientierungshilfe stellen die sechs Leitsätze des Tellerrand-Prinzips dar: blicken Sie über Ihren Tellerrand, überwinden Sie den inneren Schweinehund und werden Sie bei nächster Gelegenheit für die Gesellschaft aktiv!

  1. Schauen Sie nicht weg

Warten Sie nicht darauf, dass andere stellvertretend für Sie jene Aufgaben lösen, die Sie selbst in die Hand nehmen und bewältigen können. Bleiben Sie achtsam und schauen Sie nicht weg!

  • Leisten Sie Widerstand

Treten Sie jeder Art von Verletzung der Menschenwürde, wo immer sie auch passiert, entschieden entgegen. Leisten Sie Widerstand gegen Ungerechtigkeiten und weisen Sie jene, die Ungerechtigkeiten begehen, in die Grenzen!

  • Übernehmen Sie Verantwortung

Engagieren Sie sich für Ihre Ziele, indem Sie Position beziehen und Haltung zeigen. Nehmen Sie für Ihre Verantwortung Konsequenzen in Kauf!

  • Machen Sie anderen Mut

Suchen Sie Verbündete und machen Sie anderen Mut. Zeigen Sie auf, dass es sich lohnt, für ein Anliegen einzutreten und für eine Sache zu kämpfen.

  • Seien Sie ein Vorbild

Definieren Sie für sich die gesellschaftlichen Maximen oder Werte, für die Sie sich engagieren. Handeln Sie, setzen Sie diese Werte in Realität um und werden Sie zum Vorbild für andere.

  • Bleiben Sie sich selbst treu

Reflektieren Sie permanent Ihr Handeln im Austausch mit anderen. Verlassen Sie Ihren zielstrebigen Weg nicht und bleiben Sie Ihren Visionen und Wertvorstellungen treu.

Diese Leitsätze sind leicht zu verinnerlichen und bilden sechs praxisorientierte Wegweiser durch ein Leben, das nicht nur das eigene Ich in den Mittelpunkt stellt, sondern Perspektiven hin zum gesellschaftlichen Ganzen erweitert. Es ist immer leichter, Gründe dafür zu finden, etwas nicht zu tun, als konkrete Handlungen zu setzen. Es wird Ihre innere Zufriedenheit mit Sicherheit steigern, wenn Sie nicht über die unzähligen Vorhaben sinnieren, die Sie nie umgesetzt haben. Hand aufs Herz: Wie oft hören Sie sich selbst in einem inneren Dialog über Visionen oder Träume philosophieren, die Sie niemals in Angriff genommen haben? Dieses Buch will Ihnen hinlänglich Anhaltspunkte liefern, Ihr Leben nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere zu leben.


Über die Rezensentin:

Maria Sarafidou ist 1970 in Köln geboren. Sie hat griechische Wurzeln und ist Rheinländerin aus Überzeugung. Nach einer Ausbildung zur Kauffrau erwarb sie ein Diplom in Wirtschaftsenglisch und lebte dazu 1999 drei Monate im irischen Dublin. Sie ist seit 2015 eines der „dienstältesten“ Mitglieder der Schreibwerkstatt „Frechener Schreibstoff“, im September 2020 in den Frechener Stadtrat gewählt worden und Vorsitzende des kommunalen Integrationsrates.

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